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Alpha-1-Antitrypsin-Mangel – Was ist das?

Bei der erblichen Stoffwechselkrankheit Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (kurz Alpha-1) fehlt Betroffenen ein Schutzeiweiß der Lunge, das sogenannte Alpha-1-Antitrypsin. Durch den fehlenden Schutz wird das Lungengewebe im Laufe der Jahre zersetzt. Die Stoffwechselkrankheit kann sich vor allem durch

  • Atemnot, zuerst nur bei Belastung – später auch in Ruhe
  • Husten, häufig zunächst in den frühen Morgenstunden
  • Auswurf, in vielen Variationen

bemerkbar machen. Auch erhöhte Leberwerte können ein Anzeichen für einen Alpha-1-Antitrypsin-Mangel sein. Es kommt vor, dass Betroffene diese Symptome bereits erstmals im Alter ab 35 Jahren wahrnehmen. Obgleich Alpha-1 zu den seltenen Erkrankungen zählt, schätzen Experten, dass es allein in Deutschland bis zu 20.000* homozygot von Alpha-1-Antitrypsin-Mangel Betroffene gibt.

Da die Hauptsymptome des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels auch auf andere Erkrankungen wie COPD oder Asthma zutreffen, wird bei vielen Betroffenen die Krankheit lange Zeit nicht erkannt. Dabei kann die Erkrankung mittels einfacher Testmethoden nachgewiesen bzw. ausgeschlossen werden. Als Gendefekt ist die Erkrankung nicht heilbar, es stehen aber verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, um den Verlauf zu verlangsamen. Neben bronchienerweiternden Mitteln kann auch eine Substitutionstherapie helfen, bei der der Patient das fehlende Alpha-1-Antitrypsin per Infusion erhält.

*Entnommen aus: International Journal of COPD 2017:12 561ff

AHA-Symptome: Der Alpha-1-Antitrypsin-Mangel macht sich vor allem durch Atemnot, anhaltenden Husten und Auswurf bemerkbar.

Husten bei Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

Unser Erklärvideo bei YouTube: Was ist ein Alpha-1-Antitrypsin-Mangel?

Das Schutzeiweiß Alpha-1-Antitrypsin:

  • Das Eiweiß Alpha-1-Antitrypsin wird in den Leberzellen gebildet
  • Von dort gelangt es in den Blutkreislauf
  • Auch wenn sich das Schutzeiweiß in allen Körpergeweben finden lässt, spielt es vor allem in der Lunge eine entscheidende Rolle

Da die Lunge durch die Atemluft häufig mit Krankheitserregern, Tabakrauch und allgemeinen Schadstoffen in der Luft konfrontiert wird, verfügt der Körper über besondere Stoffe, die solche Erreger zerstören können. Bei diesen Stoffen handelt es sich um Eiweiß-spaltende Enzyme (Proteasen). Diese können jedoch nicht zwischen Fremdsubstanzen und körpereigenem Gewebe unterscheiden. Daher benötigt der Körper molekulare „Schutzschilde“, die das eigene Gewebe vor einem Abbau durch die Eiweiß-spaltenden Enzyme schützen. Das Alpha-1-Antitrypsin spielt eine solche Schutzschild-Funktion für das Lungengewebe, sodass das lebenswichtige Atemorgan nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Alpha-1-Patienten mangelt es jedoch an diesem wichtigen Eiweiß. Die Lunge wird mit der Zeit immer stärker beschädigt und es bildet sich ein Lungenemphysem. In Extremfällen gilt eine Lungentransplantation als letzter Ausweg.

Wie schon beschrieben, wird das Alpha-1-Antitrypsin in der Leber gebildet. Beim AAT-Mangel ergibt sich das Problem, dass das Alpha-1 in der Leber polymerisiert (verklumpt) und nicht mehr oder nur teilweise ausgeschleust werden kann. Was also in der Lunge zu wenig ist, ist gleichzeitig in der Leber zu viel. Besonders auffällig zeigt sich dies oft bei Säuglingen und kleinen Kindern durch hohe Leberwerte und vergrößerte Organe. Es besteht die Gefahr einer Leberzirrhose, sowohl für Kinder als auch für erwachsene Alphas, sowohl für Betroffene (zumeist PiZZ, PiSZ) als auch für Träger (PiMZ)! Lesen Sie hier mehr.

Kleines Eiweiß, große Wirkung: Alpha-1-Antitrypsin im Modell

Alpha-1-Antitrypsin

Entstehung des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels

Die Zeitspanne, die offiziell als Wikingerzeit in die Geschichtsbücher eingegangen ist, erstreckt sich in etwa von 800 bis 1050 n. Chr. Zu Zeiten der Wikinger verliehen bestimmte Genveränderungen den Menschen einen besseren Schutz vor Wurmbefall. Durch Evolution bildete sich bei den Wikingern dann genetisch eine spezielle veränderte Form von Alpha-1-Antitrypsin heraus, die sich an Antikörpern des Immunsystems zum Kampf gegen eben diese parasitären Würmer heften konnte. Was damals das Überleben sicherte, bedeutet heute durch die Veränderung bestimmter Gene die Disposition für Lungenemphyseme und Leberschädigungen. So kann man diese Erbkrankheit als Erbe der Wikinger bezeichnen.

Neuesten Forschungen nach müssen auch die Betroffenenzahlen nach oben korrigiert werden. Ging man bis 2016 noch von 8.000-12.000 PiZZ-Betroffenen aus, wurden die Zahlen Anfang 2017 auf 19.000-20.000 Betroffene erhöht. Lesen Sie hier mehr.

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