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Informationen rund um die Sauerstofflangzeittherapie

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So erschienen im Alpha1-Journal 1/2015

Um die Lebensqualität und Überlebensdauer bei Patienten mit einem chronischen und schweren Sauerstoffmangel – auch Hypoxämie genannt – zu verbessern, werden diese Betroffenen auf die Möglichkeit einer Sauerstofflangzeittherapie (long therm oxygen therapy- LTOT) getestet. Zuvor müssen aber alle medikamentösen Behandlungsoptionen ausgeschöpft sein. Bei der Testung im Rahmen mehrerer Blutgasanalysen – wichtig: auch unter Belastung – muss der Sauerstoff-Partialdruck mehrfach in einem kritischen Bereich < 55 mm Hg liegen. Zudem muss der Nachweis erbracht werden, dass die Zufuhr von Sauerstoff die Werte verbessert.

Ursachen

Ein Sauerstoffmangel kann durch unterschiedliche Erkrankungen verursacht werden. Eine wichtige und große Gruppe sind die Lungenerkrankungen, vor allem die COPD, Emphysem und Alpha-1-Antitrypsin-Mangel. Auch Lungenfibrose, Lungenembolien oder die pulmonale Hypertonie können zu Sauerstoffmangel führen. Durch Probleme im orthopädischen Bereich kann ebenfalls ein Sauerstoffmangel ausgelöst werden. Durch die Verformungen der Rippen oder der Wirbelsäule wird der Brustkorb stark eingeengt, und die Lunge hat zu wenig Platz, um sich genügend auszudehnen. Auch bestimmte Herzfehler oder Lähmungen der Atemmuskulatur führen zu Sauerstoffmangel und sind somit eine Indikation für eine Sauerstofflangzeittherapie. Die Sauerstofflangzeittherapie dient nicht nur der Versorgung der inneren Organe, sondern v.a. auch der Entlastung der druckbelasteten rechten Herzkammer.

Sauerstoff ist ein Medikament

Um die Sauerstofflangzeittherapie sinnvoll und effektiv durchzuführen, sollte die Therapie mindestens 16 Stunden, idealerweise 24 Stunden am Tag durchgeführt werden – so empfehlen es die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie. Für den Erfolg der Behandlung ist ein kooperatives Verhalten des Patienten unerlässlich. Die geforderte Anwendungsdauer von 16 Stunden lässt sich vermeintlich scheinbar leicht erreichen: Viele Patienten „verstecken“ den größten Teil der Sauerstofftherapie in der Nacht, nehmen also zusätzlichen Sauerstoff während der 8 Stunden im Schlaf auf. Morgens nimmt man weitere 4 Stunden Sauerstoff auf, und abends sitzt man vielleicht 4 Stunden mit Sauerstoff auf dem Sofa. So sind die geforderten 16 Stunden in der Rechnung mancher Patienten erreicht. Besonders wichtig ist jedoch, vor allem bei körperlicher Belastung genügend Sauerstoff zu haben. Wenn man zum Einkaufen oder spazieren geht oder einen Rollator die Bordsteinkante hoch hebt, ist man mit zusätzlichem Sauerstoff leistungsfähiger. Beim Lungensport schafft man mehr, wenn man gleichzeitig die Sauerstofflangzeittherapie – wie vom Arzt verordnet – durchführt. Es sollte nie vergessen werden, dass der Körper den Sauerstoff nicht speichern kann, also das Gas nicht auf Vorrat zugeführt werden kann. Die Sauerstofflangzeittherapie ersetzt weder die Bewegungstherapie noch andere Medikamente. Auch verbessert sie nicht die Grunderkrankung oder deren Krankheitszeichen wie Husten oder Auswurf. Aber sie unterstützt in der Bewältigung der alltäglichen Belastungen.

Die Säulen und Geräte der Sauerstofflangzeittherapie

Die 3 Säulen bestehen aus Konzentrator (conc) als stationäres oder transportables Gerät, Gasdruckflaschen (gox) und Flüssigsauerstofftank (lox) für zu Hause und Mobilgeräte zum selbst Befüllen. Beim Konzentrator wird der Sauerstoff über ein Molekularsieb aus der Raumluft gewonnen. Bei einem heimischen, stationären Konzentrator als Basisversorgung bekommt man für die Mobilität außer Haus Gasdruckflaschen (Gewicht ca. 5 Kilo + Zubehör), eventuell mit einem Sparsystem. Gesetzlich versicherte Patienten sollten auf jeden Fall die Stromkosten bei ihrer Krankenkasse zur Rückerstattung einreichen. Dabei geht es jedoch nicht nur um den 5 Euro Pauschalsatz pro Monat. Besser ist es, die Laufzeit des Gerätes am Zählwerk abzulesen und zu notieren, um daraus die tatsächlichen Stromkosten zu berechnen. Denn diese genaue Berechnung ergibt sehr oft einen viel höheren Geldbetrag.

Bei den Mobilgeräten für den Flüssigsauerstoff unterscheidet man zwischen den Dauerflowund Demand-Geräten. Beim Dauerflow wird der Sauerstoff kontinuierlich – egal ob ein- oder ausgeatmet wird – abgegeben. Es bildet sich eine kleine Sauerstoffwolke vorm Mund-Nasenbereich. Hier kann sowohl beim Atemweg durch den Mund, als auch durch die Nase der Sauerstoff eingeatmet
werden. Als Bezeichnung des Flusses wird hier in der Einstellung von Litern gesprochen. Bei den atemzuggesteuerten Geräten (auch Demand- oder getriggerte Geräte genannt) wird nur in einer kurzen Phase der Einatmung der Sauerstoff freigegeben. Hierbei muss mittels einer effektiven Nasenatmung ein Ventil im Gerät ausgelöst werden.

Generell gilt aber sowohl für die Demand-Geräte beim Flüssigsauerstoff, den tragbaren Konzentratoren und dem Sparsystem bei den Gasdruckflaschen: Auf jeden Fall sollte die Einstellung mindestens einmal jährlich von einem Lungenfacharzt wiederholt getestet werden. Und zwar sowohl in Ruhe als auch unter Belastung, damit keine Unterversorgung stattfindet. Denn erstens geben alle Geräte eine unterschiedliche Sauerstoffflussmenge pro Atemzug frei, damit sind die Geräte nicht willkürlich gegeneinander austauschbar. Eine pauschale Demand-Testung gibt es nicht. Und zweitens kann es auch sein, dass man im Rahmen des Krankheitsverlaufes irgendwann das Ventil bei der Einatmung nicht mehr auslösen kann beziehungsweise eine andere Einstellung benötigt. Hierbei spricht man bei der Einstellung der atemzugesteuerten Flussrate übrigens von Stufe und nicht von Litern. Auch gilt zu beachten, dass die Einstellung von z.B. zwei Litern nicht gleich der Stufe 2 ist.

Und es ist auch immer zu beachten: Wie atmet man nachts, unter Belastung oder wenn es einem nicht so gut geht? Kann man da wirklich noch so effektiv durch die Nase atmen, um das Ventil auszulösen?

Sauerstoffpass

In einem Sauerstoffpass wird eingetragen, welches Gerät man benutzt beziehungsweise auf welches System man getestet worden ist, und wie hoch der vom Arzt ermittelte Sauerstoffbedarf in Ruhe, unter Belastung und im Schlaf ist. Da die Messungen in gewissen Zeitintervallen wiederholt werden, können die jeweils aktuellen Werte abgelesen werden. Dies ist auch beim Lungensport wichtig, damit die Therapeuten die exakten Informationen haben.

Nasenbrillen und Zubehör

Die Zufuhr von Sauerstoff erfolgt über ein Schlauchsystem aus PVC, Kraton oder Silikon. Es gibt unterschiedliche Modelle und Ausformungen. Man sollte mehrere Varianten ausprobieren, um das am besten passende System zu finden. Denn wie anfangs erwähnt, wird die Kooperationsbereitschaft und Therapietreue des Patienten erwartet. Nasenbrillen aus PVC sollen spätestens alle 14 Tage gewechselt werden, bei beispielsweise einem Infekt auch früher. Bei Silikon-Modellen kann man Schläuche auskochen oder mit einem speziellen Reinigungsgel für Silikon- Nasenbrillen reinigen. Somit sind diese Schläuche in der Anschaffung zwar teurer, aber länger verwendbar. Neben der Möglichkeit von kosmetischen Lösungen für die Sauerstofflangzeittherapie – inzwischen von diversen Anbietern – gibt es auch weiteres Zubehör, um die tägliche Therapie zu erleichtern und unterstützen: Verlängerungsschläuche, Entzwirbler, Kondenswasserfallen, Ohrenschützer, etc.

angewendete Nasenbrille

Befeuchtung

Bei einem kontinuierlichem Fluss und dem Gefühl einer ausgetrockneten Nase sollte eine Befeuchtung mittels Sprudelbefeuchter eingesetzt werden. Geschlossene Wassersysteme sind hygienisch und ohne viel Aufwand zu betreiben. Ansonsten besteht die Möglichkeit, den Befeuchterbehälter mit
Sterilwasser zu befüllen. Als dritte Möglichkeit muss Wasser – egal ob Leitungswasser oder Mineralwasser – täglich neu und mindestens 10 Minuten sprudelnd abgekocht werden. Bei der letzten Version muss auch der Befeuchterbehälter täglich gereinigt werden.

Tragehilfen

Die mehrere Kilogramm schweren mobilen Sauerstoffgeräte können auf unterschiedliche Weise transportiert werden. Für kleinere Systeme gibt es Gürteltaschen oder spezielle Rucksäcke. Mit einem Caddy lassen sich größere Geräte transportieren. Der Fahrkomfort ist je nach Gerät unterschiedlich. Günstig sind luftgefüllte Reifen und ein gut gepolsterter Griff. Auch bei Rollatoren gibt es große Unterschiede zwischen den Modellen. Das Gewicht einer solchen Gehhilfe kann zwischen 7 kg und 15 kg liegen. Sehr nützlich ist eine Ankipphilfe, die das Überwinden von Hindernissen wie beispielsweise Bordsteinkanten erleichtert. Empfehlenswert ist, sich in der richtigen Handhabung des Rollators schulen zu lassen, damit dieser mehr Mobilität bietet und nicht einschränkt.

So erschienen im Alpha1-Journal 1/2015.

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